
Historisch charmant, zeitgemäß flexibel
Wohn- und Arbeitsensemble im Kleid einer Werkstatt

„Gebäudebestand hat durch lange und teilweise sehr spezielle Vornutzungen einen ganz eigenen Charme, dessen ‚Geist‘ man – behutsamen Umgang vorausgesetzt – auch weiter spürt. Bestand zu erhalten, ihm neue Nutzungen zu geben – das stiftet in hohem Maß Identität und schont gleichzeitig wertvolle Ressourcen. Es ist aber auch der Respekt vor alter Handwerkskunst, der gebietet, solche Häuser nicht zu Wegwerfprodukten herabzuwürdigen. Bis vor wenigen Jahren war es selbstverständlich, quasi ‚für die Ewigkeit‘ zu bauen. Es wurden Materialien mit hohem Anspruch an die Lebensdauer, welche würdevoll altern und patinieren, eingesetzt. Wenn die Substanz schonend, aber energetisch hochwertig saniert wird und wenn die Grundrisse eine hohe Flexibilität in Nutzung und Aufteilung bieten, ist das Gebäude tatsächlich langfristig nachhaltig aufgestellt.”

Architekt Thorsten Holch
Die U-förmige Gebäudeanlage besteht aus drei Gebäudeteilen: dem eingeschossigen Hauptgebäude mit Satteldach, der fast 5 Meter hohen Trafohalle und dem verbindenden, zum Innenhof orientierten Neben-gebäude, das heute ein angenehmer Wintergarten ist. Wichtig war dem Architekten, das Ensemble in zentraler Lage der Stadt Landau, die Teil der Metropolregion Rhein-Neckar ist, variabel zu gestalten: Es kann als große Einheit genutzt oder in zwei kleinere Bereiche getrennt werden. Dreh- und Angelpunkt der Flexibilität ist die Pivot-Tür mit mittigem Drehpunkt: Die mobile Trennwand schwenkt die Garderobe der kleineren Einheit um 90 Grad auf die Rückseite. Die Räume des Hauptgebäudes wurden bis unter das Dach geöffnet. Galerien sorgen für Platz und Gliederung sowie für unterschiedliche Perspektiven. Eichenholzparkett wurde auf dem Boden verlegt und harmoniert mit Ziegelstein und Lehmputz. Die unter einer abgehängten Decke noch vorhandene, bauzeitlich holzgeschalte Hallendecke wurde vollständig freigelegt. Treppen aus schwarzem geöltem Stahl erschließen das Gebäudeensemble. Die Fassade aus Ziegel und Sandstein ist im Original erhalten, sie wurde mineralisch innengedämmt. Zusammen mit der Dämmung des Daches und der Bodenplatte sowie den hochgedämmten Verglasungen wurde ein Energiestandard entsprechend Effizienzhaus 100 erreicht. Die Wärmeversorgung erfolgt über das Nahwärmenetz aus dem benachbarten Denkmal, dem „Französischen Tor“.
