
Schnittstelle
Schnittstelle im neuen Quartier und Brücke zwischen den gründerzeitlichen und modernen Bauten

„Die Architekten erarbeiten das Gerüst – Baukörper, Tragwerk, Erschließung und Fassade. In den Geschossen selbst werden mit den Eigentümern ihre individuellen Grundrisse entwickelt.”

C. Manderscheid, D. Wiehl, I. Garshina, I. Hoke, C. Krause, S. Stolper, C. Baumann, B. Moser, S. Koch
In Stuttgart war es jüngst eine Bürgerinitiative, die sich für die Grundstücksvergabe an Baugruppen einsetzte, als sich der Umzug des Kinderkrankenhauses Olgahospital in Stuttgart- West abzeichnete. Mit Erfolg: Erstmals hat die Stadt Stuttgart hier die Grundstücke nach einem neu entwickelten Konzeptverfahren und entgegen dem sonst üblichen Höchstgebot vergeben. Unterschiedliche Altersgruppen und eine soziale Durchmischung waren neben nachhaltigen Versorgungskonzepten die Vorgaben, die Stadt beteiligte sich, indem sie beinahe ein Viertel der Wohnungen öffentlich förderte. Auf den vier Baufeldern bauten in der Folge insgesamt zehn Architekten. Für die Baugemeinschaft „Olga 07“ übernahm das mit Baugruppen erfahrene Architekturbüro Manderscheid die Planung und trat in Dialog mit den zukünftigen Bauherren aus unterschiedlichen Generationen. Entstanden sind 13 individuell geplante Wohnungen mit großzügigen Gemeinschaftsflächen: ein Veranstaltungsraum im Erdgeschoss wie auch eine zum grünen Innenhof hin geöffnete Teeküche, Gästeapartments und Urban Gardening auf dem Dach für die Gemeinschaft, mit Blick über das Stuttgarter Tal. Das Gebäude liegt auf dem Eckgrundstück zwischen Breitscheidstraße und innerem Quartiersweg, woraus sich ein nicht ganz orthogonaler Zuschnitt der beiden Gebäudevolumen ergibt. Die Grundrissgeometrien nehmen diese Richtungen auf, aus der Schnittfläche der beiden Kubaturen ergibt sich das Treppenhaus, wie ein Scharnier verzahnt es die beiden Gebäudeflügel über alle Ebenen hinweg. Eine Gitterstruktur aus Armierungsstahl im Treppenauge betont das verbindende Element. Die Gestaltung der Oberflächen hier im Inneren orientiert sich an der Fassade. Diese wiederum greift die Materialität und Farbigkeit der stadträumlichen Umgebung auf: der Sandstein der gegenüberliegenden Bebauung, die historisch ursprünglich farbigen Fensterrahmen der Gründerzeit. Durchgefärbte Kalkputze und abgesetzte Sockel aus Kammzugputz, sandgestrahlte Betongewände und -gesimse: Die Baugemeinschaft „Olga 07“ bildet nicht nur eine Schnittstelle im neuen Quartier, das Gebäude schlägt eine Brücke zwischen den Gründerzeitbauten und den modernen Bauten des neuen Quartiers.
