Gleisbogenhaus

Einschnitte

Platz für Fortschritt, aber nicht ohne die Ehrung der Vergangenheit

Nördlich des Naturschutzgebiets Ebenberg in Landau liegt der „Wohnpark am Ebenberg“. Gelegen ist dieser auf der einst vom bayerischen Militär errichteten und bis in die Neunzigerjahre von den Franzosen genutzten Kasernenanlage Estienne et Foch. Nach Abzug der Truppen begann die Entwicklung der Konversionsfläche im Süden der Stadt zu einem gemischt genutzten Gebiet. Mit der Landesgartenschau 2015 schuf man den städtebaulichen und freiraumplanerischen Rahmen für das neue Stadtquartier. Verkehrs- und Infrastrukturprojekte wie die Anbindung an das Stadtzentrum wurden in diesem Zuge realisiert.

Anzahl Wohneinheiten17
Wohnfläche1.830 m²
StandortLandau (D)
ArchitekturPlanungsgemeinschaft: Lamott.Lamott Architekten PartGmbB + THORSTEN HOLCH ARCHITEKT DWB
BauherrschaftGärten am Cornichon Projektentwicklung GmbH & Co. KG
Award-KategorieRevitalisierung
PlanungsbüroPlanungsgemeinschaft: Lamott.Lamott Architekten PartGmbB + Thorsten Holch Architekt
Zum Profil
FotografieSebastian Schels
Graffiti und Kriegsschäden bleiben! Die verschiedenen Graffiti und Wandbeschriftungen sowie die Verletzungen der Fassade aus zwei Weltkriegen – aus einer Zeitspanne von über 100 Jahren – bleiben und werden nicht retuschiert. Sie gehören zur Geschichte des Gebäudes, welche ab hier weitergeschrieben wird.

Planungsgemeinschaft: Lamott.Lamott Architekten PartGmbB + THORSTEN HOLCH ARCHITEKT DWB

An der Bahntrasse Landau-Pirmasens am östlichen Rand des Wohnparks entwickelte der Landauer Bauträger Archimedes gemeinsam mit Lamott.Lamott Architekten aus Stuttgart ein gemischt genutztes Ensemble aus zwei Neubauten und dem rund 100 Jahre alten Gleisbogenhaus. Ein vormals als Pferdestall und Gerätelager genutztes Gebäude, das seinen Namen der dem Gleisbett angepassten bogenförmigen Kubatur verdankt. Vonseiten der Denkmalpflege gab es keine Vorgaben, den Bestand zu erhalten. Thorsten Holch entschied sich aber für den Erhalt mit seiner durch Form und Bauart identitätsstiftenden Wirkung. In seiner Doppelfunktion als Bauträger und Architekt bewahrte er bereits einige historische Gebäude in der Region vor dem Abriss. Zusammen mit dem aus Landau stammenden Architekten Ansgar Lamott plante er in der ehemaligen Pferderemise 17 „Maisonettewohnungen“ im Bestand. Charakter, Struktur und Maßstäblichkeit wollte man erkennbar halten, weshalb sie charakteristische architektonische Elemente wie das Dach und die Fassadengliederung der baufälligen Substanz wiederherstellten. Die erhaltenen historischen Ziegeldecken wurden gereinigt und neu verfugt. Hinzugefügte Elemente sollen bewusst ablesbar bleiben und in Dialog mit dem historischen Bestand treten. Auf der quartiersabgewandten Seite zu den Bahngleisen hin öffnete man im vorhandenen Achsraster der Fenster die Fassade für die einzelnen Hauszugänge. Die ehemaligen Stahltore an der Westseite wurden sowohl durch großflächige Verglasungen als auch durch in das Bestandsgebäude eingeschobene Stahl-Glas-Körper zur Erweiterung des Raums ersetzt. Wie eingestellte Elemente aus Kiefernholz und Stahl wirken die Nebenräume und die Treppen unter der frei eingehängten Galerieebene. Diese führt in die oberen Räume und erlaubt Blickbeziehungen innerhalb des Bestands, wie auch im Eingangsbereich der Wohneinheiten, in dem die ursprüngliche Raumhöhe weiterhin spürbar ist.

Impressionen