
Dachaufbau in Kupfer
Jeder hält sein Kupfer für Gold... bei diesem Projekt stimmt es allerdings, wenn auch nicht im wörtlichsten Sinne.

„Alltagstaugliche Architektur zwischen zeitgenössischer Handlung und echter Achtung der Tradition.”

Sascha Bauer (Studio Cross Scale, 2018))
In prominenter Nachbarschaft wo das dichte Stadtbild der Innenstadt in eine locker gesetzte Bebauung am Hang übergeht, reiht sich das 1892 erbaute Wohngebäude mit Sandsteinfassade in die Gründerzeitbauten der Kernerstraße. In der Nachkriegszeit provisorisch wiederaufgebaut, bot das Satteldach lediglich eine unbewohnte Hülle. Deshalb entschloss sich der Bauherr Südwesttextil im Rahmen der Gebäudesanierung für Nachverdichtung. Das von Studio Cross Scale entwickelte komplexe Mansardendach mit seinen Balkonen und Dachgauben ist das Ergebnis einer Formensuche, die den historischen Kontext in den Grenzen der heutigen Bauvorschriften auslotet. Mit einer zeitgenössischen, identitätsstiftenden Architektursprache interpretieren sie das Dach von der ursprünglichen architektonischen Qualität ausgehend als zukunftsfähige Konstruktion neu. Orientiert am traditionellen Handwerk und unter dem Aspekt von Dauerhaftigkeit ist eine Holzkonstruktion mit recycelter Zellulosedämmung als Gerüst für die gefälzte Kupferhaut entstanden. Ohne adhäsive Verbundstoffe ausgeführt, lassen sich alle verwendeten Materialien im Sinne des Cradle-to-Cradle-Prinzips dem Materialkreislauf wieder zuführen. Die ungewöhnliche und dennoch vertraut wirkende Formensprache, mit ihren versetzten, zueinander verschobenen Dachflächen, bildet auch die innere Dynamik des Wohnraums ab. Im Kupferdach wird das Verständnis der fünften Fassade eines Gebäudes sichtbar. Durch die sich im Alterungsprozess farblich ändernde Patina im Laufe der Zeit fügt es sich in das Gebäudeensemble der Hangbebauung ein.
