
Versetzte Geometrien
Im Kontext der Umgebung und doch ganz einzigartig präsentiert sich dieses Projekt mit einer Anerkennung der "Wohnbauten des Jahres 2022".

„Die Architektur ist für das Wohlbefinden und die Schönheit verantwortlich, auch wenn die Umstände widrig sind!”

Carlo Baumschlager
Die Vorgabe der Stadt für das Projekt am Standort mit stilgeschichtlich gemischter Umgebung in unterschiedlichen Bauformen glich einer Herausforderung: Umsetzung einer modernen Interpretation des Satteldachs als Typologiebezug zur Architektur der Nachbarschaft. Mit Satteldächern unterschiedlichen Zuschnitts für eine gemeinsame Dachlandschaft zweier Volumen stellendie Architekten Bezüge zur unmittelbaren Umgebung her und vermitteln damit gleichzeitig zu allen Seiten. Durch die sich kreuzenden Firste, in unterschiedlichen Winkeln abgeschrägt und zugespitzt, entstehen je nach Blickwinkel zwei Giebelfronten oder sich aus ihrer klassischen Form herauslösende Satteldächer. Auch die beiden leicht zueinander versetzten Baukörper mit rechteckigen Grundflächen orientieren sich in ihrer Anordnung an der Körnung der umliegenden Bebauung. Durch die entstandenen Vorsprünge schaffen sie auf der knapp bemessenen Grundfläche platzartige Erweiterungen. Im Inneren formt das Wechselspiel der Dachschrägen ungewöhnliche, spannende Räume und findet im Außenraum seine Entsprechung in den terrassenartigen Freiflächen, die in die fallenden Schrägen eingelassen sind. Die Wohnungen in den Geschossen verbinden Innen und Außen dagegen über die unregelmäßig über das Gebäude verteilten Öffnungen, deren Positionierung, Größe und Form sich von den umgebenden Fassaden abzuleiten scheint. Deren sich immer wieder ändernder Rhythmus folgt aber nicht nur gestalterischen Regeln: Die Unterschiedlichkeit der Öffnungen und Proportionen bildet die individuelle Beschaffenheit der Innenräume ab: Jede Wohnung ist anders.
