
Lichtspiele
Gars am Inn, ein Markt mit derzeit rund 3.900 Einwohnern, liegt mit seinem Marktplatz auf einer Terrasse hoch über dem Inn.

„Wir wollten ruhig und bescheiden Alt und Neu verschmelzen lassen.”

Josef Anglhuber
Ein durchdachter Grundriss kompensiert die beengte Lage zwischen den Grundstücksgrenzen und den Brandwänden der Nachbarn. Über das Erdgeschoss barrierefrei erreichbar, kommen die unterschiedlich großen Wohnungen nahezu ohne Verkehrsflächen aus. Trotz ihrer kompakten Größe hat jede Wohneinheit im Obergeschoss eine Loggia oder einen Balkon. Dem Tageslicht kommt bei diesem Entwurf eine besondere Bedeutung zu: Der in den Inn- Salzach-Städten so typische Lichthof ermöglicht in allen sechs Wohnungen eine großzügige Belichtung und schafft zugleich individuelle Freiräume im Erdgeschoss. Zudem sind die innenliegenden Bäder im ersten Obergeschoss über Lichtschächte bis zum Dach natürlich belichtet und belüftet. Und nicht zuletzt fällt über das große Treppenauge das Licht vom Dach bis ins Erdgeschoss. Das reduzierte Materialkonzept mit verputzten Ziegelwänden – außen mit rauem Rieselwurfputz und innen glatt –, Holz für Böden, Fenster und Sonnenschutz sowie Naturstein im Treppenhaus verleihen dem Haus innen wie außen ein ruhiges, zurückhaltendes Erscheinungsbild. Als gestalterisches Element und Reminiszenz an den Vorgängerbau zeichnet sich die historische Kommunwand an der westlichen Grenze im Inneren ab. Sie ist bewusst in das Raumkonzept integriert: zeitgemäßes, aber auch der Geschichte Respekt zollendes Wohnen in historischer Umgebung. Im neuen „Oberschätzlhaus“ in Gars konnte trotz scheinbar beengter Verhältnisse im Ortskern moderner und kostengünstiger Wohnraum mit kurzen Wegen und sozialer Nähe geschaffen werden. Es lohnt sich, nach Chancen der Innenentwicklung zu suchen und diese zu nutzen.
